Im November, dem Trauermonat voller Gedenktage, denken viele Menschen an ihre Verstorbenen: an Allerheiligen, Allerseelen, Volkstrauertag und Totensonntag. In diesem Blog-Beitrag widmen wir uns dem elften Monat des Jahres – und bringen buchstäblich auch etwas Licht ins Dunkel.
Nasse Blätter sind auf dem Gehweg verteilt, es hängt noch etwas Nebel über der Wiese neben der Straße, wir ziehen den Reißverschluss der Jacke bis oben zu und stecken die Hände in die Taschen: Der November ist da. Und mit dem Wechsel des Kalenderblatts wird es schon fast von allein kühler, grauer, trister. Nachdem wir uns im Oktober über die bunten Blätter und die klare Herbstluft gefreut haben, empfinden viele Menschen den November als traurig. Und beim Blick in den Kalender fällt ins Auge, dass es auch genau der Monat ist, in dem traditionell an die Verstorbenen gedacht wird.
Welche Gedenktage gibt es im November?
Allerheiligen (1. November):
Der Monat beginnt mit einem christlichen Feiertag: An Allerheiligen wird, wie der Name schon sagt, allen Heiligen gedacht. Hintergrund dieses gemeinsamen Gedenktages war wohl, dass es mit wachsender Zahl der Heiligen sinnvoll wurde, einen einzigen Tag für deren Feier zu bestimmen. Im 9. Jahrhundert legte der damalige Papst Gregor IV. den 1. November als Allerheiligen-Tag für die westliche Kirche fest. In den katholisch geprägten Bundesländern Deutschlands (Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland) ist Allerheiligen ein gesetzlicher Feiertag. Und zudem ein sogenannter „stiller Feiertag“: Das bedeutet, es darf keine laute Musik geben und es herrscht ein Tanzverbot.
Und da gibt es sogar eine Verbindung zum Vorabend: Halloween
Am Tag vor Allerheiligen wird vor allem in den USA Halloween gefeiert – und seit einigen Jahren auch vermehrt in europäischen Ländern und auch hier in Deutschland. Das Wort „Halloween“ leitet sich dabei vom englischen „All Hallows Eve“ ab – das ist der Vorabend zum christlichen Allerheiligen. So gab es ursprünglich den Bezug zum Heiligengedenken. Auch wenn das heute wohl kaum jemandem bewusst ist, wenn es unterwegs in den Straßen, bei Partys und in aufwändig dekorierten Häusern mehr ums Gruseln, aufregende Kostüme und „Süßes oder Saures“ geht.
Allerseelen (2. November):
Einen Tag nach Allerheiligen gedenkt man der Verstorbenen insgesamt – der Tag heißt als katholischer Gedenktag Allerseelen. An diesem Tag werden vielerorts von den Gemeinden die Gräber auf den Friedhöfen gesegnet. Aber auch losgelöster von katholischen Traditionen ist es ein Tag, an dem viele Menschen den Friedhof besuchen, an den Gräbern ihrer Verstorbenen Kerzen entzünden oder Blumen aufstellen. Oft sieht man schon in den vorherigen Tagen beim Gang in den Supermarkt oder bei den Floristen besonders viele Grabgestecke, denn gerade zu dieser Zeit ist die Nachfrage danach sehr hoch.
Volkstrauertag (zwei Sonntage vor dem ersten Advent):
Ähnlich wie Allerheiligen ist auch der Volkstrauertag ein „stiller Tag“ – allerdings handelt es sich hierbei um einen staatlichen Gedenktag, der in ganz Deutschland begangen wird. An diesem Sonntag, zwei Wochen vor dem ersten Advent, sind es also oftmals die Städte und Gemeinden, die zu Gedenkfeiern oder Kranzniederlegungen einladen. Seit 1952 soll mit dem Volkstrauertag an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht werden. Und es ist aktueller denn je, an diesem Tag besonders über Frieden, Freiheit und Verantwortung zu sprechen und sich die schrecklichen Auswirkungen von Kriegen bewusst zu machen.
Totensonntag (Sonntag vor dem ersten Advent):
Eine Woche später ist sonntags ein weiterer Gedenktag – diesmal ist es einer der evangelischen Kirche: Am Sonntag vor dem ersten Advent ist Totensonntag oder Ewigkeitssonntag – hier wird vor allem in den protestantischen Gemeinden der Verstorbenen gedacht. In vielen Kirchengemeinden werden bei den Gottesdiensten oder einer Gedenkstunde die Namen aller Verstorbenen des zurückliegenden Jahres verlesen. In allen Bundesländern ist dies ebenfalls ein „stiller Tag“ mit den dazugehörigen Beschränkungen.
Der „Trauermonat“ November
Alle diese Tage haben sicherlich entscheidenden Anteil daran, dass der November der „Trauermonat“ des Jahres ist: Sie geben ihm dieses besondere Empfinden, diese Aura von Stille, Gedenken und Trauer. Die passende Verstärkung dafür bringt sein jahreszeitliches Erscheinungsbild mit sich: Die Tage werden kürzer, es wird schneller dunkel, Regenwolken und Nebel sorgen zusätzlich für weniger Licht und die Natur stellt sich ebenfalls auf Abschied ein: Die Bäume haben ihre Blätter verloren, die meisten Blumen und Pflanzen haben ihre Blütezeit hinter sich, manches welkt und alles sieht irgendwie „winterlich“ aus – aber noch ohne den „glücklichen Anstrich“ von Advent und Vorweihnachtsfreude.
Zeit zum Innehalten und Erinnern
Doch genau darin liegt auch die besondere Stärke des Novembers. Es ist ein Monat, der auf die Stille, das Gedenken und Erinnern zielt: Ob es der Besuch auf dem Friedhof oder im Friedwald ist, ein stilles Gebet oder das Durchblättern eines alten Fotoalbums, von Briefen, das Anzünden einer Kerze oder einfach der Moment zum Innehalten bei einer wärmenden Tasse Tee oder Kaffee – der November bietet Anlass und Raum dazu. Zum Gedenken. Zum Traurig sein. Zum Erinnern an gemeinsame Erlebnisse und schöne Momente. Und damit auch für ganz persönliche Rituale. Sie helfen dabei, die Erinnerung an geliebte Menschen wachzuhalten und auch die Trauer über einen Verlust zu verarbeiten. Ob es das Grabgesteck, eine entzündete Kerze oder etwas ganz individuelles ist: All diese Symbole, diese Handlungen erinnern daran, dass Verlust ein Teil des Lebens ist, aber auch dass mit dem Tod die Verbundenheit, die Gefühle nicht enden.
Der November lädt dazu ein, still zu werden. In unserer heutigen Zeit, die oft von Hektik und Stress geprägt ist, kann dieser „graue“ Monat eine Art „Pausentaste“ sein: eine gute Gelegenheit zum Innehalten, zur Auseinandersetzung mit Abschied und Trauer, ebenso mit der eigenen Vergänglichkeit. Aber auch für Dankbarkeit – für gemeinsame Zeiten, für die Menschen in unserem Leben, die uns etwas bedeuten, und ganz allgemein für das Leben. Wer sich auf die Stille dieses Monats einlässt, kann Kraft schöpfen – sowohl für das, was war als auch für das, was kommt.
Licht in der Dunkelheit
Gerade die Kerze ist hier ein schönes Symbol: Wenn die Tage kürzer werden, wächst das Bedürfnis nach Licht. Kerzen, Laternen und Lichterketten sind nicht nur Dekoration, die es zu Hause behaglicher machen – sie sind Symbole der Hoffnung. Inmitten der Dunkelheit zeigt schon ein kleines Licht: Hier gibt es Wärme, hier ist das Leben. In religiöser genauso wie in persönlicher Hinsicht steht das Licht für Trost und Hoffnung, oftmals auch für einen (Neu-)Anfang. Es liefert Orientierung – wie allein die Redensart „Licht ins Dunkle bringen“ oder „etwas ans Licht bringen“ in unserem Sprachgebrauch veranschaulicht. Ängste und Sorgen verbinden wir mit dem Dunklen – mit dem Licht kommt das Glück, die Sicherheit, die Zuversicht zu uns. Und gerade am Ende des Novembers, wenn die Adventszeit ins Haus steht, bekommt das Licht ja nochmal einen ganz anderen Stellenwert – wenn vielerorts drinnen wie draußen geschmückt wird, Adventskränze, Kerzen und Lichterketten ihre großen Auftritte haben: Mehr Licht nach dem dunklen, grauen November.
November – als Auftakt für Fröhlichkeit
Ein besonderer Termin fällt zudem in den November – der aber erstmal so gar nicht zu den anderen stillen Gedenktagen passen will: das Hoppeditz-Erwachen. Jedes Jahr am 11.11. um 11.11 Uhr beginnt in vielen Städten im Land die Karnevalssession. Mancherorts erwacht eben genannter Hoppeditz, andernorts werden Dreigestirn oder Prinzenpaar vorgestellt und/oder ins Amt eingeführt. Überall da, wo Karneval oder Fasching ein Thema ist, ist der „Elfte im Elften“ ein Datum, das für gute Laune, Spaß, Feiern und Unbeschwertheit steht. Recherchiert man dazu etwas, warum eigentlich im November, mitten in der „grauen Jahreszeit“ der bunte Karneval beginnt, auf dem Martinstag, dann finden sich dazu mehrere Erklärungen: Unter anderem, dass früher der Martinstag das Ende der Erntezeit markierte und man dies mit einem Fest und dem einen oder anderen Glas begossen hat. Außerdem ist 11 eine Schnapszahl, im Mittelalter eine „närrische Zahl“ – was auch wieder gut passt. Im November liegen also Trauer und Freude nah beieinander. Auch etwas, dass Symbolkraft fürs Leben hat: Bei allem Traurigsein, beim Vermissen und Innehalten, darf immer auch ein Lächeln sein: Über eine schöne gemeinsame Erinnerung, über eine besonders nette Geste oder über liebe Worte. Auch in einem „grauen Monat“ gibt es bunte Momente!
Ein Monat für Trauer – und Geborgenheit
Der „Trauermonat“ November ist also längst nicht nur ein Monat des Abschieds. Er ist auch ein Monat der Erinnerung, des Lichts und der Wärme. Es ist der perfekte Monat, um innezuhalten. Für eigene Rituale, für Momente für sich, fürs Zurückblicken und „Nachvornschauen“. Das geht übrigens auch gut bei einem Spaziergang durch das Laub, wenn der Reißverschluss ganz nach oben gezogen ist und die Hände in den Taschen stecken. Vielleicht ist der November damit gar nicht so traurig – sondern einfach ein Monat, der uns daran erinnert, wie kostbar das Licht ist, wenn die Tage dunkler werden.

